Trotz Shitstorm: Kanton und Stadt ziehen positive Bilanz bei Pilotprojekt
Die Stimmen der Aargauer Bevölkerung sind laut. Auf Social Media und auf ArgoviaToday beschweren sich Autofahrerinnen und Fussgänger über die 30er-Zone auf der Bahnhofstrasse in Aarau: «Ich frage mich ernsthaft, warum Verkehrsplaner konsequent alles nur noch verschlimmern», «Aarau bedenklich, für solchen Shit und die Kulturcüpligesellschaft hat die Stadt Geld zum Versauen, jedoch für die Sportanlagen wird kein Rappen aufgewendet», heisst es in der Community.
Aktuell läuft das Pilotprojekt «Mitenand statt Gägenand», bei dem die Fussgängerinnen die Bahnhofstrasse überqueren und die Autofahrer maximal Tempo 30 fahren dürfen. Ampeln und Fussgängerstreifen gibt es keine mehr. Gleichzeitig entwickelt sich aber vor allem in der Kasinostrasse jeden Abend Stau und es ist nicht mehr erlaubt, nach links abzubiegen.
Quelle: Tele M1/Rebecca Doppmann / ArgoviaToday /Michelle Brunner (23.08.2023)
Positive Zwischenbilanz
Die Stadt Aarau und das Departement für Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) des Kantons Aargau ziehen dennoch ein positives Fazit: «Mit dem Testlauf und den geänderten Vortrittverhältnissen hat sich der Verkehrsfluss deutlich verbessert, obwohl immer noch gleich viele Fussgängerquerungen registriert werden und sich die Wartezeiten kaum verlängerten», heisst es in einer Mitteilung.
Neben dem Fussverkehr würden aber auch die öffentlichen Verkehrsmittel profitieren. «Es konnte eine deutliche Reduktion der Fahrzeit festgestellt werden. Von der Haltestelle Holzmarkt bis zum Bahnhof reduzierte sich die Fahrzeit um durchschnittlich 32 Sekunden», teilt das Tiefbauamt weiter mit.
Kasinostrasse ist ein Sorgenkind
Dass das Experiment trotzdem nicht reibungslos vonstattengeht, muss auch der Kanton einsehen. «Mit dem Testlauf kommt es im Parkhaus Kasino vermehrt zu Stau-Situationen und langen Wartezeiten für die Ausfahrt des Parkhauses.» Dies liegt laut BVU vor allem an den Fahrzeugen, die verbotenerweise in die Bahnhofstrasse nach links abbiegen. «Wir versuchen im Moment vor allem den Verkehr zu reduzieren», sagt Manuel Kalt, Projektleiter Verkehrstechnik des BVU. «Wir möchten den Verkehr, der durch die Kasinostrasse geht, durch die Poststrasse leiten. So verteilen sich die Fahrzeuge an der Einfahrt zur Bahnhofstrasse.»
Die Bilanz zieht das BVU anhand erster Messresultate. Dabei wurde allerdings darauf verzichtet, die Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer zu befragen, wie Kalt erklärt. «Bevor die Tempo-30 Zone definitiv bleibt, werden wir natürlich die Bevölkerung miteinbeziehen. Vielleicht wird dann auch nur Teile des Pilotprojekts umgesetzt werden.»