Fertig Elterntaxis – Dulliken zeigt, wie es geht
Seit Jahren Kämpfen Schweizer Schulen gegen Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren. Die sogenannten Elterntaxis stellen eine Gefahr für die anderen Schülerinnen und Schüler dar, sorgen für ein Verkehrschaos um die Schulhäuser und berauben die Kinder an wertvollen Erfahrungen auf dem Schulweg.
Auch eine Belgleitperson fährt gratis
Dulliken hat deshalb den sogenannten Elterntaxis den Kampf angesagt. Die Idee: Kinder, können den Bus für den Schulweg gratis benützen und sogar eine Begleitperson ebenfalls gratis mitnehmen. Die Massnahme ist eine Zusammenarbeit der Einwohnergemeinde Dulliken in Zusammenarbeit mit den Busbetrieben Olten-Gösgen-Gäu (BOGG) und dem Tarifverbund A-Welle.
Über 3300 zusätzliche Fahrten in den ersten zwei Wochen
Die Massnahme in Dulliken scheint ein voller Erfolg zu sein. Die Ergebnisse seien äusserst erfreulich, teilen die Gemeinde, die BOGG und die A-Welle in einem gemeinsamen Schreiben mit. Gesamthaft wurden alleine in den ersten beiden Schulwochen auf dem Dorfgebiet von Dulliken (inkl. Haltestelle Obergösgen, Fähre) über 3300 zusätzliche Fahrten verzeichnet, was einem Zuwachs von 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
«Vor allem hätten wir nicht gedacht, dass die Massnahmen so schnell greifen. Die Anzahl Elterntaxis, welche am Morgen Kinder zur Schule bringen oder am Mittag von der Schule abholen, konnte spürbar reduziert werden», freut sich Gemeindepräsident Martin Wyss. Aktuell würden am Morgen und am Mittag jeweils nur noch fünf bis acht solcher Taxis festgestellt. Einige der Fahrten seien dabei durchaus gerechtfertigt, zum Beispiel wenn Kindergarten-Kinder zum Mittagessen und zur Nachmittagsbetreuung von Kitas in Dulliken, Obergösgen oder Däniken abgeholt werden.
Erfolg durch direkte Ansprache der Taxi-Eltern auf der Strasse
Das Gratisangebot der Gemeinde erklärt aber nur die Hälfte des Erfolgs. Fast noch entscheidender waren die über 40 Sensibilisierungs-Einsätze der Gemeinderäte und Verwaltungsmitarbeitenden. Diese haben auf der Strasse die Eltern-Taxis beim Abladen der Kinder direkt angesprochen und mit Flyern zum Umdenken bewegt. Und siehe da, wenn man sich plötzlich in einem zu eins Gespräch fürs Bringen der Kinder mit dem Auto erklären muss, dann wird vieles möglich, was vorher unmöglich schien. Die Zahl der Elterntaxis nahm kontinuierlich ab, die Zahl der jungen Busfahrgäste zu.
Hinzu kommt: Wenn viele Kinder plötzlich zu Fuss oder mit dem Bus fahren, motivieren sie sich gegenseitig mitzukommen. Und wenn die Kinder den Bus cool finden und ihn bevorzugen, dann ziehen die Eltern nach. Wyss weiss aber, dass Kontrolle genau so wichtig ist wie Vertrauen. «Wir werden auch in Zukunft immer wieder unangemeldet am Strassenrand stehen und die Elterntaxis auf die Alternativen aufmerksam machen».
Knapp 60'000 Franken im Jahr
So viel kostet der Deal des zweijährigen Pilotprojekts zwischen der Gemeinde Dulliken und den BOGG. «Das ist für uns nicht wenig Geld, aber wenn wir dadurch auch schon nur ein Kind vor einem Unfall mit einem Elterntaxi bewahren können, dann hat sich das mehr als ausgezahlt», so Wyss. Man habe Dulliken in der Vergangenheit leider schon mehrere kritische solche Situationen gehabt.
Positiver Nebeneffekt für bedrohte Buslinie
Das Pilotprojekt zur Bekämpfung der Elterntaxis hat zudem einen interessanten Nebeneffekt für den Öffentlichen Verkehr. Die kürzlich vom Kanton zur Streichung vorgeschlagene Buslinie 517 (Dulliken – Obergösgen – Lostorf) verzeichnete in den ersten beiden Schulwochen einen markanten Zuwachs von fast 600 Fahrten im Vergleich zur Vorjahresperiode. Dies entspricht einer Steigerung um 60 Prozent bei der Auslastung. Vielleicht verhindert das Projekt also nicht nur Unfälle mit Schulkindern, sondern rettet nebenbei auch noch eine Buslinie.