Quelle: Tele M1 (Beitrag vom August 2022)
Betreiberin der ehemaligen Igelstation erhält Pflegeverbot
Im Sommer 2022 musste die Igelstation in Oberentfelden schliessen. Der Kanton Aargau hatte die Schliessung verfügt, nachdem gravierende Verfehlungen der Betreiberin festgestellt worden waren. Demnach soll die Betreiberin beispielsweise mehrfach Igel operiert haben, ohne selbst Tierärztin zu sein. Unter anderem soll sie den Tieren verletzte Augen entfernt und Eingriffe unter ungenügenden Hygienebedingungen vorgenommen haben. Zudem soll sie Medikamente falsch gemischt und angewendet haben.
Regierungsrat bestätigt Entscheid
Seit 1984, also fast vierzig Jahre lang, hatte die Frau den Betrieb bereits geführt, hatte noch 2018 eine neue Bewilligung vom Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) erhalten. Danach gingen aber mehrere Beschwerden gegen die Station ein, welche Kontrollen durch das Departement Gesundheit und Soziales (DGS) auslösten. Aufgrund dieser wurde der Frau nicht nur die Bewilligung entzogen, sondern auch ein Pflegeverbot erteilt, heisst, die Mitarbeit in anderen Stationen wurde ihr verboten. Gegen diesen Entscheid wehrte sie sich, weshalb nun der Aargauer Gesamtregierungsrat entscheiden musste. Um es vorwegzunehmen: Die meisten Vorwürfe sieht er als erstellt an, schreibt die «Aargauer Zeitung».
Medikamentenabgabe mangelhaft
So seien Gehege nicht ausreichend gereinigt worden, Behandlungsprotokolle und auch die Administration ungenügend geführt worden, heisst es weiter. Zudem seien Behandlungen an Tieren nicht immer adäquat erfolgt. So habe die Betreiberin vor Behandlungen den Kot der Igel nicht mit dem Mikroskop auf Parasitenbefall geprüft, sondern nur von blossem Auge. Das sei gemäss veterinärmedizinischen Fachpersonen aber gar nicht möglich, sagt der Regierungsrat.
Und auch bei der Medikamentenabgabe und -lagerung habe die Frau Fehler gemacht, zum Beispiel bei der Mindestanwendungsdauer, was bei Antibiotika zu Resistenzen führen könne. Die Betreiberin habe «ihre Kompetenzen mehrfach und teilweise in schwerwiegender Weise» überschritten und das Pflegeverbot sei nötig, weil sie nicht einsichtig sei und «keinerlei Bereitschaft zeigt, ihre Verhaltensweisen zu ändern», sagt der Regierungsrat. Robert Vogel, Anwalt der Betreiberin, sagt zur «AZ», er sei «stinkesauer», es handle sich um «einen typischen Verwaltungsentscheid, der völlig unverständlich ist und aus dem Nichts kam». So sei die Igelstation in Oberentfelden über lange Zeit als Musterbeispiel gehandelt worden, obwohl die 2022 festgestellten Mängel bereits vorher bestanden hätten. Ein Beispiel? «Die Igelboxen sind seit Beginn vor 38 Jahren 0,6 statt 1 Quadratmeter gross – und jetzt plötzlich werden sie ihr zum Vorwurf gemacht. Das ist nichts anderes als Schikane», sagt Vogel.
Fehler hätten früher auffallen müssen
Auch der Regierungsrat findet, die Mängel hätten «bereits bei früheren Kontrollen auffallen und beanstandet werden müssen». Weshalb dies nicht geschah, sei «letztlich jedoch unerheblich, da die Igelpflegestation grundsätzlich zu jedem Zeitpunkt den gesetzlichen Vorgaben entsprechen muss».
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.
(lba)