Aargau/Solothurn
Aarau/Olten

Schweizer Zugdrama 1994: 9 Tote in Däniken

Neun Todesopfer

Grosses Unglück vor 30 Jahren: Zug wurde in Däniken von Baukran aufgeschlitzt

Es ist eines der schwersten Zug-Unglücke der Schweizer Geschichte: Am 21. März 1994 verunfallte in Däniken ein Schnellzug auf tragische Art und Weise. Dabei kamen neun Menschen ums Leben, mehrere wurden verletzt.

Es sind Szenen, die man sich kaum vorstellen kann. Am 21. März 1994 wurden in Däniken zwei Waggons eines Schnellzuges aufgeschlitzt. Das Unglück ereignete sich bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Däniken. Dort kollidierte der Zug mit dem Heckteil eines Baukrans der SBB, wie das SRF damals berichtete. Die Bilanz war niederschmetternd: Neun Personen verloren ihr Leben, über 50 weitere wurden verletzt.

«Aufgeschlitzt wie eine Büchse»

Der Kran muss während der Durchfahrt des Zuges geschwenkt und so den Zug gestreift haben. Denn an der Lokomotive waren keine Schäden sichtbar. «Der Kran befand sich zum Zeitpunkt des Unfalls auf einem Gleis neben dem Streckengleis. Die Bewegungen des Krans waren durch einen Sicherheitswärter gesichert», wie Hans-Kaspar Dick, damaliger Kreisdirektor der SBB, nach dem Unfall der Presse mitteilte.

Und trotzdem kam es zur verheerenden Bewegung des Krans während der Schnellzug vorbeifuhr. Daraufhin wurden mehrere Waggons auf Höhe der Fenster laut SRF «aufgeschlitzt wie eine Büchse.» Wie konnte das passieren? Sieht man sich die Nutzung des Krans und die Sicherheitsaspekte an, so fällt auf, dass es dort offenen Raum für menschliches Versagen gab: Wollten die Angestellten den Kran benutzen, musste jeweils erst ermittelt werden, ob dies wegen des Bahnverkehrs möglich war, auch musste dafür jeweils ein Gleis gesperrt werden. Diese Abklärung wurde in einem komplizierten Verfahren in mehreren Schritten durchgeführt: Insgesamt waren fünf Angestellte daran beteiligt. Dabei tauschten sie sich per Funk und mündlich aus.

Zum Unglück kam es wegen Kommunikationsproblemen, wie in einem Untersuchungsbericht der Justizbehörden steht. Solche Baustellen würden durch mehrere Personen beaufsichtigt, die nur um die Sicherheit besorgt seien.

Sohn bei Unglück verloren: «Bin seither nie mehr Zug gefahren»

Ein grosser Teil der Passagiere kam mit Schrecken davon. «Wir sassen einfach da, der Zug fuhr schnell und auf einmal gab es einen furchtbaren Knall», sagte ein Mann nach dem Unfall gegenüber SRF. Daraufhin habe es eine dicke Rauchwolke gegeben.

Ein Vater erzählt ein paar Jahre nach dem Unglück dem SRF, dass er damals seinen Sohn verloren habe. Er habe es nie geschafft, die Unfallstelle aufzusuchen. «Ich weiss selbst nicht recht, wieso. Ich bin schon oft dort vorbeigefahren, habe es aber noch nie fertiggebracht.» Er erinnert sich noch genau an den Tag des Unglücks. «Wir haben Feriennachrichten gehört, ohne jegliche Reaktion, wie man es eben so tut, wenn man von einem Unglück hört. Wir hätten nicht gedacht, dass jemand der Familie darin involviert sein kann.» Dann hatten sie gehört, dass ihr Sohn nicht nach Hause gekommen sei. Der Vater hat sich bei den Behörden gemeldet und seinen Sohn beschrieben. «Der Beamte sagte, er werde sich wieder melden, doch an seiner veränderten Stimmlage wusste ich sogleich, dass sie einen Toten identifiziert haben.» Dieser Verlust habe sein Leben, das seiner Frau und seiner beiden anderen Söhne verändert. «Man altert um Jahre, ich bin seither nie mehr in einen Zug gestiegen», erzählt der Vater weiter.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

Quelle: 32Today
veröffentlicht: 21. März 2024 05:41
aktualisiert: 21. März 2024 15:50