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So sieht der Alltag eines Lokführers bei der WSB aus

Quelle: ArgoviaToday/Niclas Zettergren

Unterwegs im Zug

«Mag das Strahlen in den Kinderaugen»: So sieht der Alltag eines Lokführers bei der WSB aus

Täglich reisen tausende Aargauerinnen und Aargauer mit dem öffentlichen Verkehr von A nach B. Wer sie aber wie dahin bringt, merken die meisten gar nicht richtig. Wir haben einen Lokführer bei seiner Arbeit begleitet.

Die Lokführerinnen und Lokführer der Wynental- und Suhrentalbahn (WSB), welche zwischen Menziken, Aarau und Schöftland verkehrt, fahren zum grössten Teil bloss auf dieser Strecke. Langweilig werde es aber trotzdem nicht. «Den typischen Tag gibt es nicht», sagt Marco Steinbeck, Ausbildungslokführer der Aargau Verkehr AG (AVA). Was einen auf der Strecke erwarte, könne man nie im Voraus wissen. Massgebend dafür sind unter anderem die Witterungsverhältnisse und das Verhalten der Fahrgäste abhängig vom Wochentag.

Der erste Zug ab Menziken rollt unter der Woche jeweils um 04.55 Uhr über die Gleise. Der letzte Zug in Richtung Schöftland fährt jeweils um 00.17 Uhr ab. Am Drehtag beginnt Steinbecks erste Fahrt um 07.25 Uhr. Das sei einer der angenehmeren Schichtstarts. Flexibilität und die Bereitschaft, im Schichtbetrieb zu arbeiten, ist gemäss Steinbeck essenziell, wenn man Lokführerin oder Lokführer werden will. Obwohl man an die Fahrpläne gebunden ist, geht doch ein hohes Mass an Autonomie mit dem Beruf einher, wie Steinbeck ausführt: «Man ist alleine Herr über seinen Zug. Wenn etwas los ist, sollte man das so gut wie möglich selber lösen können.»

Diese Selbstständigkeit ist etwas, was dem 41-Jährigen besonders an seinem Beruf gefällt. Des Weiteren schätzt er das Unterwegssein. «Wir sind im Führerstand drinnen und gleichzeitig auch draussen unterwegs», sagt Steinbeck. Alle Jahreszeiten und die ganze Wetterpalette bekomme man so hautnah mit.

Der Weg in den Führerstand

Die meisten, welche sich zur Lokführerin oder zum Lokführer ausbilden lassen, kommen meist über Umwege dazu, erklärt Steinbeck. Die Grundvoraussetzungen dafür seien eine abgeschlossene dreijährige Berufslehre oder ein gleichwertiger Abschluss und eine «weisse Weste». Besteht man dann noch die medizinischen und psychologischen Abklärungen, steht einem für die etwa sechsmonatige Ausbildung praktisch nichts mehr im Wege.

In regelmässigen Abständen von fünf Jahren muss man dann allerdings sein Können erneut in einer periodischen Prüfung unter Beweis stellen, damit man weiterhin die Schienen befahren darf. «Das ist nicht ohne», sagt Steinbeck weiter. Trotzdem: Er selber würde die Ausbildung jederzeit erneut absolvieren.

«Pünktlich wie die Bahn»

Ein altes Sprichwort, in dem doch etwas Wahres steckt. Dass die Züge pünktlich verkehren, gilt beinahe als selbstverständlich. Doch genau das sei eine der grössten Herausforderungen im Alltag als Lokführer. «Wir haben einen engen Zeitplan. Der verzeiht manchmal nichts. Eventuell erwischen die Passagiere ihren Anschluss nicht», so sagt Steinbeck. Wenn alle Fahrgäste sicher und pünktlich an ihrem Ziel angekommen sind, ist das für Steinbeck jeweils ein befreiendes Gefühl. Denn wenn es zu Störungen oder Verspätungen kommt, dann merke man den Passagieren auch eine gewisse Unzufriedenheit an. «Das macht einem im ersten Moment vielleicht ein bisschen zu schaffen. Man muss aber auch das zur Seite legen können und wieder von vorne anfangen», sagt der Routinier. Viele würden trotz des Ärgers auch Verständnis zeigen.

Zu spät zur Arbeit oder zu einem Termin zu kommen ist natürlich für alle ärgerlich, meint Steinbeck. Er selber gibt den Rat, welchen einige vielleicht schon von einer Lehrperson oder vom Chef gehört haben: «Nimm einen Zug früher, dann reicht es auch ganz sicher.»

Allen recht machen kann man es nie, das weiss auch Steinbeck. Eine Dame, welche täglich zur Hauptverkehrszeit mit dem Zug in Richtung Aarau gereist war, habe sich nämlich eines Tages beschwert, dass der Zug pünktlich gefahren sei. «Der Zug kommt immer zu spät, also gehe ich auch später zum Bahnhof», sei ihr Argument gewesen. Als der Zug aber pünktlich ohne sie abfuhr, hatte sie das Nachsehen.

Quelle: ArgoviaToday
veröffentlicht: 5. April 2024 05:00
aktualisiert: 5. April 2024 07:09