«Die Feldlerche ist der Grund» – deshalb findet das Argovia Fäscht 2025 im September statt
Die Debatte rund um die Feldlerche, die aktuell auf der roten Liste der gefährdeten Vogelarten steht, wird um ein Kapitel reicher. Das Argovia Fäscht kehrt im kommenden Jahr auf das Birrfeld zurück. 15 Ausgaben hat das beliebte Fest dort verbracht und schon beinahe Kultstatus im Aargau erreicht. Doch während der pandemiebedingten Absage 2020 und 2021 hat sich die bedrohte Feldlerche auf dem partyfreien Birrfeld weiter ausgebreitet. Die Vögel sind Bodenbrüter und brauchen für einen stabilen Bestand zwei Bruten von Mitte April bis Mitte August. Daher ist 2023 das Argovia Fäscht nach Wohlen gezogen. Nun kommt es wieder an seinen gewohnten Standort zurück – allerdings an einem anderen Datum. Die neue Ausgabe findet nun am 5. und 6. September 2025 statt.
Festivalleiter zieht Lehren aus dem Argovia Beizlifäscht
Warum das Fest verschoben wird, erklärt Argovia-Fäscht-Organisator Marco Kugel: «Der Grund ist die Feldlerche. Das Birrfeld ist eine der letzten Brutfläche im Aargau und aus Rücksicht der Brutzeit hat es für uns zwei Varianten gegeben – entweder eine Ortsverschiebung wie beim Argovia Beizlifäscht oder eine zeitliche Verschiebung.» Nach dem Argovia Beizlifäscht habe Kugel seine Lehren gezogen. «Ein Argovia Fäscht mit 20'000 Besucherinnen und Besucher lässt sich in der Brutzeit auf dem Birrfeld nicht mehr durchführen», erklärt er.
Weil der Aargau nicht so gross ist, um flächenmässig so eine Veranstaltung an anderen Orten durchführen zu können, hat sich ein neues Datum als sinnvoll erwiesen, wie Kugel erklärt. Weil der August im Aargau aber schon gut mit Veranstaltungen gefüllt ist, wie das Brugger Stadtfest 2026, die Badenfahrt und das Heitere Festival, hat sich für Kugel das erste September-Wochenende angeboten.
Lupfig freut sich über die Rückkehr
Er habe im Vorfeld auch mit dem Kanton und den jeweiligen Fachverbänden gesprochen und sie informiert, dass nun im September 2025 wieder ein Argovia Fäscht auf dem Birrfeld stattfinden wird. «Wir wollen langfristig und nachhaltig planen, daher mussten wir diese Entscheidung für das Festival auf dem Birrfeld treffen und uns transparent zeigen», berichtet der Festivalleiter. «Wir wollen das Argovia Fäscht künftig am ersten Septemberwochenende im Veranstaltungskalender etablieren.»
Für den Lupfiger Gemeinderat Marc Freiermuth eine freudige Nachricht. «Aus Sicht des Gesamtgemeinderats ist die Rückkehr des Argovia Fäschts auf das Birrfeld natürlich eine positive Meldung, gepaart aber auch mit gemischten Gefühlen.» 2022 fand auf Lupfiger Boden zuerst das Argovia Fäscht und dann das Hive Air statt. «Das war einfach ein Festival zu viel und nach dem Hive Air haben wir viele negative Rückmeldungen aus der Bevölkerung bekommen», so Freiermuth. Daher war die Gemeinde zunächst vorsichtig und hat ihre Konsequenzen gezogen. Eine davon sei, in Zukunft so ein Festival wie das Hive Air nicht mehr zu bewilligen, berichtet der Gemeinderat. «Das Argovia Fäscht gehört aber zu uns und zu Lupfig und wir freuen uns auf die Veranstaltung.» Weiter gibt der Gemeinderat an, dass man ihn sicher auf dem Festivalgelände antreffen werde.
Keine Auswirkungen mehr auf die Brutzeit
Was sagen die Vogelschützerinnen und -schützer zum neuen Veranstaltungsdatum? Der Aargauer Naturschutzverband Birdlife ist ob dieser Neuigkeit gut gestimmt. «Wir begrüssen die Verschiebung und damit das Datum vom Argovia Fäscht 2025. Es findet ausserhalb der Brutzeit statt und hat somit keine negativen Auswirkungen mehr auf den Bruterfolg der Feldlerche», sagt Kathrin Hochuli, Co-Geschäftsführerin. Auch Freiermuth empfindet das neue Datum als beste Lösung für alle Beteiligten.
Für die Vogelschutzverbände sei eine Verschiebung in den Spätsommer immer eine gangbare Option gewesen. «Für uns ist das eine sehr gute Lösung», meint Hochuli weiter. Die Festivalleitung habe die Naturschutzverbände auch diesmal früh genug ins Boot geholt. «Wir wurden stets über die Planung informiert und im November findet ein weiterer Austausch statt.»
Das bestätigt auch Kugel. «Wir wollen dann über weitere Massnahmen sprechen und ein nachhaltiges Konzept erarbeiten.» Dabei will Kugel vor allem mit regionalen Anbietern und Ressourcen arbeiten. «Kurze Transportwege spielen eine wichtige Rolle – die Bühne muss nicht aus Italien kommen, die Absperrgitter nicht aus St.Gallen.»
Littering auf dem Birrfeld soll eingeschränkt werden
Daneben soll ein Abfallkonzept erarbeitet sowie Mehrwegbecher eingeführt werden, um Littering so gut wie möglich entgegenwirken zu können. «Die Gäste haben in der Vergangenheit Abfallberge produziert, die wir künftig verhindern oder zumindest stark einschränken wollen.» Littering ist auch bei Birdlife ein wichtiges Thema, aber auch die Anfahrt und die Parkplätze. «Aber unser Hauptanliegen ist und bleibt die Feldlerche. Schliesslich handelt es sich bei dem Brutgebiet auf dem Birrfeld um das Grösste im Aargau, ob alles Weitere eingehalten wird, muss dann der Kanton im Blick haben und entsprechend vorgehen», so Hochuli.
Birdlife habe mit der Verschiebung im September ihr Ziel erreicht. Im Hinblick auf eine weitere mögliche Verwaltungsbeschwerde sagt Hochuli: «Wenn die Veranstaltung am 5. und 6. September stattfindet, kann ich Ihnen sagen, werden wir nichts dagegen unternehmen.»