Back to the 90s: Das waren die Food-Trends der Neunziger
Keine Angst, Leute: Hier drehen wir keine alte «Früher-war-alles-besser»-Leier. Die Neunzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts etwa waren nicht besser oder schlechter, sondern schlicht anders. Das Internet war quasi inexistent (und die Download-Geschwindigkeit ohnehin viel zu langsam), Handys waren Backstein-grosse Ungetüme, die eh nur von doofen Protz-Yuppies benutzt wurden und beim Monopolisten PTT-Telecom durfte man zwischen gerade mal fünf Festnetz-Geräten auswählen, die einem dann massiv überteuert verkauft wurden.
Okay, Clinton (Bill, nicht Hillary) war sicher besser als Trump, keine Frage. Und Nirvana, die waren auch gut. Aber es gab auch Techno und solchen Schrott. Ergo: Was hier folgt, ist keine Verherrlichung, sondern ein Blick zurück. Food-mässig? Wie war das damals in den 90s? Spontan kommen einem in den Sinn:
Rucola! Das war damals neu. Was man ebenfalls überall auf den Menüs der hippen Restaurants entdeckte: Rinds-Carpaccio. Meistens ebenfalls mit etwas Rucola drauf.
Und Tomaten-Mozzarella-Salat mit hübsch gemalten Balsamico-Streifen wurde landauf landab gegessen. Wollte ein Restaurant seine mediterrane Glaubwürdigkeit unterstreichen, wurde Olivenbrot dazu gereicht.
Derweil gab es bei der Znacht-Einladung bei Freunden immer diverse Quark-Dips zum Apéro. Griechischer Salat. Und Tzatziki und so. So Zeugs war auch angesagt, jap.
Nicht zu vergessen: Gazpacho! Ach, wie schwärmten wir alle davon! Logo – ist ja auch fein.
Nachdem es in den Achztigern allüberall Rauchlachs gegeben hatte, waren in den 90s Lachsfilets (gegrillt oder aus dem Ofen) auf dem Vormarsch. Und zwar bitte in der Mitte noch rosa, Japanese Style. Doch Rauchlachs war weiterhin omnipräsent – Pasta mit Rahm und Rauchlachs etwa fand man das Nonplusultra.
Derweil wurden die ersten Sushi-Deliveries eröffnet. Auf die exotischeren Varianten der California Rolls musste man noch bis zu den Nuller-Jahren warten, aber immerhin.
Und Asia-Takeaways setzten sich endgültig durch. Die ersten waren mitunter nicht immer über alle Zweifel erhaben, klar. Aber asiatisches Essen nahm seinen Platz im Alltag der urbanen Schweiz ein, was bald mal bessere Etablissements zur Folge hatte.
Als Gegenpol etablierte sich Schweizer Ethno-Food aus Grossmutters Küche. Plötzlich war es in trendigen (und nicht ganz billigen) Zürcher Szene-Restaurants angesagt, Ghackets mit Hörnli oder Hackbraten mit Herdöpfelstock zu servieren. Gerne gab es dazu auch Eierschwämmli in irgendeiner Form.
Im Mittelland entdeckte man die Bündner Küche. Capuns ass ich zum ersten Mal nicht in den Bergen, sondern im Restaurant Alpenrose in Zürich.
Eine der nervigeren Erscheinungen der Neunzigerjahre war etwas, das sich Erlebnisgastronomie nannte. Tequila-Shots aus dem Reagenzglas zum Apéro etwa und ähnlicher Blödsinn.
Trash-Food gab es selbstredend auch. Carazza, die Hosentaschenpizza, führte wohl eine der erfolgreichsten Werbekampagnen ihrer Zeit. (Als würde jemals ein Italiener so was essen! Yeah right.)
Und natürlich: Single. Malt. Whisky.
Hordenweise kaufte man (okay, sind wir ehrlich: kaufte Mann) das Referenzwerk «The Complete Guide to Single Malt Scotch» von Michael Jackson (nein, nicht der) und urplötzlich waren alle Whisky-Experten – und rümpften auch gehörig die Nase, wenn mann Johnnie Walker Black Label trank. Tja, Besserwissen und Klugscheissern konnte man damals schon.
Und zum Dessert gab es fast immer: Tiramisu.