Auf den Spuren von Islands Energie
Island hat die Energiewende längst geschafft und ganz auf Erdwärme und Wasserkraft umgestellt. Auch gibt es bereits Windkraftwerke. 70 Prozent ist saubere Energie, Öl wird nur für Autos und Schiffe eingesetzt. Diverse heisse Quellen schaffen jeweils eine Stromerzeugungskapazität von über 50 Megawatt und dies bereits seit den 1970 Jahren.
So werden zum Beispiel ausserhalb der Hauptstadt Reykjavik in fünf grossen Heisswassertanks fast 4 Millionen Liter gefasst. Sie versorgen Reykjavik mit heissem Wasser und heizen im Winter sogar die Strassen und Trottoirs der Hauptstadt, dass diese schnee- und eisfrei bleiben. Auch Restaurants nutzen die heissen Quellen und nutzen den Dampf direkt zum Kochen.
Ebenso wird die Erdwärme seit fast hundert Jahren für Treibhäuser genutzt. Die Gewächshäuser Islands werden so beheizt, Gemüse, Früchte und Blumen werden so angebaut und kultiviert. Diese Häuser werden auch künstlich beleuchtet, so dass auch in den Wintermonaten gezüchtet werden kann. Zwei Drittel von Islands Gemüse ist überraschenderweise Eigenanbau. In manchen Regionen können die Gemüsebauern sogar fast 100% vom Bedarf abdecken, so zum Beispiel bei den Salatgurken. Bei über 30 Grad können auch tropische Früchte, wie Bananen und Ananas gezüchtet werden. Island produziert allerdings nahezu ausschliesslich für den Eigenanbau, Export gibt es nur in geringem Umfang und nur für die Färöer und Grönland.
Ich war im Norden nahe Husavik für ein paar Tage in den Gewächshäusern von Hveravellir und konnte mich so vor Ort von der Arbeit überzeugen. Die Häuser werden direkt aus dem mit 95 Grad heissen Wasser, das direkt aus dem lokalen Boden kommt, beheizt. Hier züchten sie das ganze Jahr hindurch Tomaten, Salatgurken und Paprika. Von dieser Farm wird fast ganz Nordisland beliefert. Bestäubt werden die Blüten von Hummeln, die in Kartonboxen in den Gewächshäusern leben. Sie sind die perfekten Bestäuber. Sie transportieren so viel Blütenstaub in ihrem Haarkleid, dass meist alle Eizellen befruchtet werden. Sie arbeiten schneller als Bienen, was zu grösserem Ertrag führt.
Über den Autor
Corrado Filipponi ist ein bekannter Schweizer Reisefotograf, der seit 1989 als Weltentdecker und Fotograf unabhängig durch über 80 Länder auf sechs Kontinenten reiste. Der 50-Jährige hält jährlich über 50 Referate und Präsentationen. Er hat insgesamt 12 Multivision Fotoreportagen produziert. Für «Reisewelten» schreibt er jeden Monat einen exklusiven Reisetipp. Seine aktuellen Projekte und Tourneen findet ihr auf www.dia.ch.