Illegale Abfallverbrennung reisst Dorfbewohner aus dem Schlaf – kommt jetzt der Aschentest?
«Wir erhalten Anrufe und Briefe von verschiedenen Bewohnern aus einem bestimmten Quartier», berichtet Gemeindeschreiber Stephan Kopp. Die Anwohner würden jeweils nachts und in den Morgenstunden Gerüche wahrnehmen, die eigentlich nicht in ein Quartier gehören. Teils würden sie sogar aufgrund des verbrennten Plastikgeruchs aus dem Schlaf gerissen.
Stark gesundheitsgefährdend und illegal
«Nicht alles, das wie sauberes Holz aussieht, ist auch naturbelassenes Holz. Bereits kleine Anteile von belastetem Holz sowie andere brennbare Abfälle können die Schwermetall- und Dioxingehalte in der Asche um mehrere Grössenordnungen steigern», schreibt die Gemeinde Biberstein in einer Mitteilung. Gemäss der Meldungen der Bewohner sei aber ein deutlicher Plastikgeruch in der Luft. «Diese Art von Abfallentsorgung belastet die Umwelt in grossem Masse, ist gesundheitsgefährdend und ausserdem illegal.»
Ascheschnelltest soll Klarheit bringen
Gesetzlich gesehen dürfe die Gemeinde bei einem «begründetem Verdacht» einen Ascheschnelltest durchführen lassen. In diesem Fall resultiert der Verdacht aufgrund mehrerer Beschwerden aus dem Quartier. Aus welchem Kamin der Gestank aber entspringt, weiss wohl niemand konkret. Ascheschnelltests werden von Kaminfegermeistern durchgeführt. Was von blossem Auge nicht erkennbar ist, wird über eine Ascheprobe ermittelt, die von der Abteilung für Umwelt des Kantons ausgewertet wird. Doch darf die Gemeinde einfach ohne weitere Erlaubnis einen Investigativ-Kaminfeger in die Häuser des Quartiers entsenden?
Schwierige Situation
Die Gemeinde sei mit der Polizei im Austausch, um ihre generellen Möglichkeiten zu evaluieren. Aber sofern man den Übeltäter nicht genau lokalisieren könne, blieben der Gemeinde die Hände gebunden, wie Kopp erzählt: «Es gibt verschiedene Liegenschaften mit Holzheizungen, deshalb herrscht im Moment ein Pauschalverdacht über das ganze Quartier. In den Gemeindemitteilungen versuchen wir den Betroffenen klarzumachen, dass die illegalen Verbrennungen nicht unbemerkt bleiben.»
Der Präsident vom Aargauischen Kaminfegermeisterverband, Ueli Lütolf, kennt die Schnelltests, berichtet aber von einem hoch seltenen Gebrauch: «Ich habe vor über fünf Jahren mal eine Probe gemacht. Im Aargau machen wir die Kontrollen aber grundsätzlich visuell. Die normalen Reinigungsarbeiten sind jeweils direkt mit den Kontrollen verbunden.» Der erfahrene Kaminfeger weiss, dass er nicht ohne Anmeldung und Befugnis Kontrollen durchführen darf. Seiner Meinung nach würde man im entsprechenden Quartier bei einer regulären Holzfeuerungskontrolle die geschmolzenen Plastikpartikel sofort sehen.
Im Prinzip hat der zuständige Kaminfeger als amtlich gewählter Feuerungskontrolleur einer Gemeinde die Befugnis, in die Häuser einzutreten.