Quelle: ArgoviaToday / Selina Urech / Matthias Schöpfer / Anja Leibacher
Sexarbeiterin: «Ich wäre an dem Tag lieber bei meinem Mann»
Der Valentinstag gilt für viele als Tag der Liebe und Zuneigung. Blumenläden verkaufen an diesem Datum praktisch so viele rote Rosen, wie sonst in einem ganzen Jahr und so ziemlich jedes Restaurant ist ausgebucht. Auch die Sexarbeit macht an diesem Tag keine Pause. Monika* ist die Vermieterin der Flussbar in Olten und Eva arbeitet dort als Sexarbeiterin. Die beiden erzählen gegenüber ArgoviaToday, wie sie den Valentinstag verbringen.
Die Augen der Kunden sind anders
Eva arbeitet bereits seit zehn Jahren in der Flussbar in Olten und hat schon oft am 14. Februar gearbeitet. Weniger oder sogar mehr Kundschaft habe es aber am Tag der Liebe nicht, sagt die Sexarbeiterin: «Valentinstag ist eigentlich ein ganz normaler Arbeitstag. Nur sehe ich bei manchen Kunden in den Augen, dass sie nicht so glücklich sind.»
Liebe, Not und Konkurrenz
Für die Sexarbeiterin persönlich ist dieser Tag jedoch kein gewöhnlicher: «Ich habe nicht so gerne Dates am Valentinstag. Die Kunden fragen mich immer, warum ich kein Valentinse-Date mag. Ich finde, es ist nicht das gleiche», führt sie aus. Denn eigentlich liebt Eva den Valentinstag und verbrachte diesen früher gerne mit ihrem Partner, wie sie verrät. «Ich wäre lieber bei meinem Mann. Zu Hause bleiben ist besser.»
Warum arbeiten dennoch einige am Valentinstag? «Sie machen es aus ihrer Not heraus. Logisch will jede Person am liebsten mit ihrer Familie zusammen sein. Aber zu Hause muss es auch funktionieren», sagt die Vermieterin. Monika erklärt, dass vor allem in den Wintermonaten mehr Geld verdient werden könne. Denn viele Sexarbeiterinnen kommen aus dem Ausland und besuchen während der Weihnachtszeit oftmals ihre Familien zu Hause.
«Diejenigen, die das Bedürfnis haben, mit der Familie zusammen zu sein, machen das auch. Und die anderen, bei denen die Situation anders ist, denken sich: ‹Ich hole mir jetzt das Geld, weil ich im Winter besser verdiene als im Sommer, wenn wieder viele Frauen hier sind›», fügt die Vermieterin an.
Im Gespräch betont Monika mehrmals, wie wichtig das Angebot der Sexarbeitenden sei: «Wir sind eine Zentrale, bei der Menschen zusammenkommen können. Dann, wenn die Kunden Traurigkeit in sich tragen oder glücklich sind. Wenn sie eine Gesprächspartnerin suchen oder einfach ein Abenteuer wollen. Es ist ein Treffpunkt hier, bei dem wir die jeweiligen Möglichkeiten offenhalten.»
Deswegen ist ihr das «Motto» der Flussbar auch sehr wichtig: «Hierher soll man mit Herz, Respekt und Wertschätzung kommen. Es ist ein Miteinander, ein Füreinander mit viel Herz.» Ob an Valentinstag wohl mehr Personen zu Monika und Eva nach Olten kommen? Sie merke an dem Tag keinen Unterschied, was Dienstleistungswünschen und Kundenanzahl angeht, sagt die Vermieterin und ergänzt: «In der Weihnachtszeit gibt es mehr einsame Herzen. Aber übrigens: Auch Sexarbeiterinnen freuen sich über Blumen und Geschenke an Valentinstag!»
*Name von der Redaktion geändert
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