Das «Obligatorische»: Wer die Frist versäumt, muss zahlen
Das «Obligatorische» gehört zu jenen Pflichten, die den meisten jungen Männern jedes Jahr einen Stossseufzer entlocken. Es ist nichts, das Spass macht, aber es muss halt sein. Etwa wie das Ausfüllen der Steuererklärung.
In den Jahren zwischen der Rekrutenschule und dem Ausscheiden aus dem Militärdienst verlangt die Armee, dass jedes Jahr einmal ein Programm von 20 Schuss absolviert wird. Die Kantone haben eine eigene Website mit den wichtigsten Informationen.
Aufforderung und Dispens
Im Frühling verschickt die Armee das Aufgebot an die Wehrpflichtigen; dieses Schreiben muss beim Schiessen des Obligatorischen mitgebracht werden, zusammen mit einigen weiteren Dingen:
Nicht schiessen müssen Leute, die über 35-jährig sind, die im letzten Jahr ihres Militärdienstes stehen oder die im betreffenden Jahr 45 oder mehr Diensttage absolvieren. Wer ein medizinisches Problem hat oder einen Auslandsaufenthalt absolviert, kann ein Dispens beantragen.
Wo kann ich schiessen?
Die obligatorischen Übungen werden von den lokalen Schützenvereinen organisiert. Sie kassieren dafür Geld von der Armee, was eine wichtige Einnahmequelle für die Vereine ist. Es spielt dabei keine Rolle, ob man der Schiesspflicht in der Wohngemeinde oder sonst irgendwo nachkommt.
Die Schiessdaten fürs Obligatorische (meist sind es pro Verein rund drei Übungen) sind online als Übersicht publiziert, über diesen Link. Wer sich durchklickt, wird feststellen, dass es bis Ende August noch zahlreiche Möglichkeiten gibt, das Obligatorische zu schiessen. Übrigens: Auch Offiziere müssen schiessen, mit ihrer Ordonnanzpistole.
Was passiert, wenn ich das Obligatorische vergesse?
Wer es nicht schafft, bis Ende August das Programm zu schiessen, hat eine letzte Chance: Die Kantone organisieren im Spätherbst ein Schiessen an einem zentralen Standort, im Kanton Aargau meist Ende November auf der Regionalschiessanlage Lostorf in Buchs.
Wer auch diese letzte Chance verpasst, muss seit 2008 büssen. Im ersten Jahr kostet es 100 Franken, mit weiteren versäumten Obligatorischen kann sich der Bussbetrag erhöhen. So kommt auch ein gutes Sümmchen zusammen, so verpassten beispielsweise 2023 allein im Kanton Aargau von rund 10'000 Personen rund 1200 oder 11,5 Prozent aller Schiesspflichtigen die Frist. Sie erhielten einen Verweis oder eine Busse. Rund 100 Personen wurden dispensiert. Das teilt das zuständige kantonale Departement Gesundheit und Soziales auf Anfrage von ArgoviaToday mit.
Wer sich konstant und jahrelang um die Schiesspflicht foutiert, kann das nicht ewig mit Geld kompensieren – irgendwann hat man ein Verfahren der Militärjustiz am Hals.
Gibt es das Obligatorische auch in Zukunft?
Es gab zwar in der Vergangenheit immer wieder Versuche, das Obligatorische abzuschaffen, weil es ein «alter Zopf» sei. Allerdings ohne Erfolg; und in der aktuellen geopolitischen Lage wären sie wohl noch erfolgloser, Stichwort Ukraine-Krieg und Wiederaufrüstung.
So werden junge Männer und Frauen auch künftig einmal im Jahr ihr Gewehr oder ihre Pistole aus dem Schrank holen müssen, um irgendwo ihre 20 Schuss fürs Obligatorische ins Ziel zu bringen. Am besten vor Ende August.
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