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Wird Aarau wieder die grösste Stadt im Kanton? Eine Übersicht der Fusionspläne im Aargau

Im Aargau laufen derzeit mehrere Fusionsprojekte.
Foto: ARG
Aus zwei wird eins

Das ist der aktuelle Stand bei den Aargauer Fusionsprojekten

In Bezug auf die Bevölkerung hat der Kanton Aargau in den letzten Jahren ordentlich Zuwachs verzeichnet. Gemeinden hat er dafür «verloren». Seit dem Jahr 2000 hat es über 20 Gemeindefusionen gegeben. Aktuell sind mehrere in Planung oder kürzlich zustande gekommen. Eine Übersicht.

Die jüngste Fusion im Aargau

Viel wurde darüber diskutiert, geschrieben und abgestimmt. Doch Anfang 2024 ist es zustande gekommen: Die jüngste Fusion im Aargau der Stadt Baden mit der Gemeinde Turgi. Das ist auch der Grund, warum Aarau nicht mehr die bevölkerungsreichste Stadt im Kanton ist.

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Der Zusammenschluss bedeutet für die Gemeindemitarbeitenden zwar viel Papierkram, ist aber für die Bevölkerung keine grosse Umstellung. Alles wird über die Stadt Baden abgehandelt, Dienstleistungen im Badener Stadthaus angeboten und demnach gelten auch dessen Reglemente. Für viele gibt es Anlass zur Freude, wenn es um die Steuern geht. Durch die Fusion gilt vorerst der Badener Steuerfuss von 92 Prozent. Turgi hatte mit 113 bis anhin einen viel höheren.

Aarau und Unterentfelden?

Eine Fusion zwischen Aarau und Unterentfelden ist schon seit Jahren ein Thema. Im Rahmen des «Zukunftsraum Aarau» hatten die Stimmberechtigten von Unterentfelden bereits im Jahr 2020 ja gesagt zur Ausarbeitung eines regionalen Fusionsprojekts. Weil Oberentfelden und Suhr aus dem Projekt ausstiegen, verzichteten die verbliebenen Gemeinden Aarau, Unterentfelden und Densbüren auf die Fortführung.

Seither ist viel passiert, ein neuer Anlauf wurde genommen. Der Aarauer Stadtrat und der Gemeinderat Unterentfelden beschlossen Ende 2023 einen Projektzeitplan und die dazu nötigen Unterlagen für eine Fusion per 1. Januar 2028. Den detaillierten Plan findest du hier.

Im aktuellen Jahr ging es dann um die Finanzierung der Fusionsabklärungen. Nachdem die Gemeindeversammlung von Unterentfelden Anfang Juni 40'000 Franken dafür gut gesprochen hat, befasste sich auch der Aarauer Einwohnerrat mit einem Kredit. Es ging um 250'000 Franken, abzüglich der Beiträge der Partnergemeinde. Der Einwohnerrat genehmigte den Kredit mit 38 zu sieben Stimmen. Aarau hatte Ende 2023 22'254 Einwohnerinnen und Einwohner. In Unterentfelden waren es 4526. Sollte die Fusion de facto zustande kommen, wäre Aarau wieder die bevölkerungsreichste Stadt im Kanton Aargau.

Birr und Lupfig

Ursprünglich hätten neben Birr und Lupfig auch die Gemeinden Birrhard und Mülligen Teil der Gemeindefusion sein sollen. Im Rahmen des Projekts «Zukunftsregion-Birrfeld» wurde ein grosser Zusammenschluss der vier Gemeinden geprüft. Doch in Mülligen stellte sich erst der Gemeinderat und danach auch die Gemeindeversammlung gegen einen entsprechenden Kredit. Die verbleibenden drei Gemeinden mussten das Projekt deshalb vorübergehend stoppen und neu ansetzen. Später schied jedoch auch Birrhard aus dem Projekt aus, weil die Fusion an der Gmeind bachab geschickt wurde.

Im März dieses Jahres haben schliesslich Arbeitsgruppen mit der Prüfung begonnen, ob sich eine Fusion von Birr und Lupfig lohnen würde. In den Gruppen vertreten sind einerseits Mitarbeitende der beiden Ortschaften und andererseits Einwohnerinnen und Einwohner, die aufgerufen wurden, sich an den Analysen zu beteiligen. Jeweils zwei Vertreter der beiden Gemeindeverwaltungen und zwei bis vier Personen aus der Bevölkerung sollten je eine Arbeitsgemeinschaft bilden. Doch dann meldeten sich weitaus mehr Menschen aus den beiden Dörfern, die mitarbeiten wollten, sodass die Arbeitsgruppen teilweise doppelt so gross wurden als ursprünglich geplant.

Dass sich dermassen viele Leute aus den Gemeinden mit der Fusion auseinandersetzen und sich engagieren wollen, sei zwar erfreulich. «Weil nun aber die Gruppen grösser sind, fallen die Entschädigungen für Sitzungen höher aus, als wir es geplant hatten», sagte Gemeindeammann René Grütter gegenüber Radio Argovia. Deshalb, und auch weil insbesondere bei der Analyse der finanziellen Strukturen in den beiden Gemeinden Mehrkosten anfallen, ist vom ursprünglich bewilligten Kredit von insgesamt 170'000 Franken bereits mehr als erwartet aufgebraucht und ein Zusatzkredit nötig. Nur so können die weiteren Abklärungen für einen Zusammenschluss der beiden Gemeinden weitergeführt werden.

Deshalb muss die Bevölkerung über einen Zusatzkredit von 44'000 Franken pro Gemeinde abstimmen. Die Kredite werden an den Gemeindeversammlungen in Birr (12. Dezember) und Lupfig (20. November) zur Abstimmung gebracht. Vorerst werden die Arbeiten in den Gruppen grösstenteils auf Eis gelegt. Wenn die beiden Zusatzkredite von der Birrer und Lupfiger Bevölkerung angenommen werden, muss noch die Einspruchsfrist von vier Wochen abgewartet werden. Den Plänen zufolge sollen die Arbeitsgruppen im Frühling wieder mit den Arbeiten beginnen. Demzufolge wäre eine Fusion frühestens im Jahr 2028 möglich.

Brugg und Villnachern

Bereits 2016 fanden zwischen den Gemeinden Gespräche für eine gemeinsame Zukunft statt. Villnachern war der Erstinitiator. Da zu dieser Zeit ein laufendes Fusionsprojekt zwischen Brugg und Schinznach-Bad in Gang war, wurden die Pläne jedoch nicht weitergeführt. Im November 2020 tauschten sich der Gemeinde- und Stadtrat erneut über Chancen, Risiken und Formen einer engeren Zusammenarbeit der Gemeinden aus.

Gemeinsam wurde im Mai 2022 beschlossen, die Prüfung eines Gemeindezusammenschlusses per 1. Januar 2026 voranzutreiben. Der Brugger Einwohnerrat und die Gemeindeversammlung Villnachern stimmten darauf im November 2022 dem Projektierungskredit für die Ausarbeitung eines Zusammenschlussvertrages zu.

Richtig konkret wurde es dann an der Urnenabstimmung am 22. September dieses Jahres bei der Urnenabstimmung. Die Stimmberechtigten der Stadt Brugg haben dem Vertrag über den Zusammenschluss von Brugg und Villnachern bei einer Stimmbeteiligung von 48,1 Prozent mit 2108 zu 1494 Nein-Stimmen zugestimmt. Auch in Villnachern wurde dem Vertrag mit 467 Ja- zu 358 Nein-Stimmen ebenfalls zugestimmt. Die Stimmbeteiligung betrug ganze 72,3 Prozent. Demnach kommt der Zusammenschluss per 1. Januar 2026 zustande.

Schneisingen, Lengnau, Endingen und Tegerfelden

Auch im Surbtal steht das Thema einer Fusion schon länger im Raum. Im Herbst 2022 wurde die Frage langsam konkret. In den vier Gemeinden wurde eine Umfrage zu einem möglichen Zusammenschluss lanciert. Fast 70 Prozent sprachen sich für eine Fusionsprüfung aus, wie die «Aargauer Zeitung» damals berichtete. Im Jahr darauf folgten die Abstimmungen zu einem Projektierungskredit über 60'000 Franken für eine Fusionsprüfung, der angenommen wurde.

Im Mai 2025 sollen die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger bereits über ihren Zusammenschluss abstimmen. Damit sind aber nicht alle zufrieden. Mit dem überparteilichen Komitee «gemeinden-erhalten.ch» und dem Slogan «Zusammenarbeit statt Fusion» bringen sich Gegner in Stellung.

Demzufolge gebe es viele, die nicht verstehen, warum vier funktionierende, selbstständige Gemeinden ohne Not und in dieser Eile fusionieren sollen und warum der grosse Aufwand für eine pfannenfertige Fusion betrieben wird, schreibt das Komitee. Es sei wichtig, dass diese Stimmen gehört werden. Denn es bestehe die Gefahr, dass sie von der Informationspolitik und vom Tempo der «Fusionsprüfer» überrollt würden.

Quelle: ArgoviaToday
veröffentlicht: 6. Oktober 2024 12:57
aktualisiert: 6. Oktober 2024 12:57