Brügglifeld statt ESAF: Das können die Schwinger vom FC Aarau abschauen
Letztes Wochenende wurde die Schweiz, ihre Kultur und ihre Tradition gefeiert – alles was das Herz der Eidgenossinnen und -genossen begehrt, zusammengefasst an einem Ort, am ESAF in Pratteln. Ich hatte das Glück, eines der begehrten 50'900 Tickets in der grössten temporären Arena der Welt zu ergattern. Im Stadion wurde einem grosser (Schwing-)Sport geboten, rundherum auf dem Festgelände ein noch grösseres (Marketing-)Spektakel. Ein eindrückliches Erlebnis.
«Inbegriff der Tradition»
Und dieses Wochenende nun wieder Brügglifeld. Hat Kollege Fischer am vergangenen Wochenende an dieser Stelle einen Bezug zum FC Bayern gemacht, so bietet sich für mich jetzt der Vergleich zum Volkssportfest ESAF an. Wobei gesagt werden muss, dass – statistisch gemessen – sowieso Fussball der Volkssport Nummer 1 der Schweiz ist. Und, wie es der Aarauer Rapper Z5000 in einem seiner Lieder so schön beschreibt, unser geliebtes Brügglifeld «der Inbegriff der Tradition».
Zum Erlebnis in Pratteln können, neben dem Hochhalten von Traditionen, weitere Vergleiche zu einem Stadionbesuch im Brügglifeld gezogen werden. Die Eintrittskontrollen sind/waren an beiden Orten dem Publikum angepasst (gottseidank) sehr lasch. Man vertraut sich unter Schwingern wie auch unter Aarauerinnen und Aarauern. Ein schönes Gefühl, kommt man sich als Fussballfan doch viel zu oft wie ein Verbrecher vor. Oder das Gänsehautgefühl beim Einmarsch der Schwinger am Samstagmorgen, wie es auch auftaucht bei der Einlaufmusik im Brügglifeld, wenn die Spieler aus den alten Katakomben auf den Rasen hinaustreten. Apropos Rasen – dieser war am ESAF heilig, genauso wie für viele von uns die von Platzwart Gil top gepflegte Spielfläche. Auch der Aufschrei in der ESAF-Arena nach einem geglückten Wyberhaken ist vergleichbar (wenn auch nicht ganz so ausgelassen), wie der Jubel gestern bei den Toren von Kronig und Thaler – zumindest im Sturm klappts mit der Verteidigung.
Hier kann sich die Schwingerfamilie vom FCA inspirieren lassen
Hier enden aber dann auch die Parallelen dieser zwei Sportereignisse. Das ESAF liegt mit einem Budget von rund CHF 42 Mio. eher auf einer Stufe mit dem FC Basel. In Aarau werden da deutlich kleinere Brötchen gebacken. Traditionell steht man im Brügglifeld auch deutlich länger in der Schlange, bis man zu seinem Bier kommt. Stichwort Stehen: Während man in Pratteln innerhalb von gefühlten zwei Sekunden von allen Seiten zurechtgestutzt wird, wenn man sich länger als «dreimal in die Hände klatschen» von seinem Platz erhoben hat, kann Frau und Mann in Aarau den Emotionen freien Lauf lassen – ganz nach dem Motto «Aarau STEHT zusammen». Und klar, wir füllen das Brügglifeld nicht mit 50'900 Fans. Aber die, die kommen, sind dafür umso treuer. Nicht Event-orientiert, wie es so viele am ESAF waren, mich inbegriffen. Sondern Aarau-orientiert. Nicht Schwinger-, sondern Aarauer-Familie. Eine Familie, die es sich auch gewohnt ist, Spieler jeder Coleur gleichermassen in ihr Herz zu schliessen. Rassismus hat im Brügglifeld gottseidank seit längerem keinen Platz mehr – hiervon kann sich ein Teil des Schwingpublikums noch eine grosse Scheibe abschneiden.
Ach ja, Fussball wurde auch gespielt gestern. Und zwar phasenweise richtig gut! Mit dem Sieg hat sich der FC Aarau im noch langen Rennen um den Königstitel der Nati B eindrücklich zurückgemeldet. Nächste Saison Joggeli statt Pratteln!
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