So befreit der Werkhof die Oltner Strassen vom Schnee
Eine Schneepracht hat das Mittelland in dieser Woche erneut in weiss gehüllt. Während sich die einen über die die in Zucker getunkten Tannen und Dächer erfreuen, ergibt sich für andere eine ganze Menge Arbeit. «Wenn der Schnee kommt, heisst das für uns: mehr Aufgaben – und vor allem viel früher», erzählt René Wernli, Leiter Werkhof Stadt Olten.
4 Uhr: Aufstehen und an die Arbeit
Das Ziel in Olten ist jeweils klar: Bis um 6 Uhr sollen die Hauptstrassen und dort, wo der Busbetrieb läuft, «schwarz geräumt» sein. Für den Einsatzleiter klingelt der Wecker an solchen Tagen darum besonders früh. Schon um 4 Uhr heisst es also: Aufstehen, die Situation einschätzen und entsprechend Leute aufbieten.
«Zurück auf Anfang, wie beim Leiterli-Spiel»
Kantonsstrassen, Busspuren, Strassen, die in Quartieren bergauf führen und ganz zum Schluss die normalen Quartierstrassen: Hinter der Schneeräumung steckt ein genaues System. Es wird mit Prioritäten gearbeitet. «Wenn der Schneefall aber anhält, ist es wie beim Leiterli-Spiel. Manchmal fangen wir bei der ersten Priorität an und kommen dann gar nicht bis in die Quartierstrassen, bis wir schon wieder von vorne beginnen müssen», so René Wernli.
Doch das sei nicht die einzige Herausforderung. Die verschiedenen Verkehrsteilnehmenden haben natürlich unterschiedliche Wünsche. «Wir haben 95 Bushaltestellen, bei denen alle erwarten, dass diese selbstverständlich geräumt sind, wenn sie in den Bus steigen», so René Wernli. Die Velofahrenden auf der anderen Seite sind der Meinung, dass es wichtiger sei, zuerst die Velospur zu räumen. Doch der Werkhof hat nicht unbegrenzt Personal, um dies alles gleichzeitig bewältigen zu können.
Was passiert überhaupt mit dem Schnee, der weggeräumt wird?
Wenn die Schneemenge überschaubar ist, wird er auf der Strasse einfach an den Rand geschoben und schmilzt mit der Zeit einfach weg. Das ist aktuell der Fall. Fällt aber über mehrere Tage eine beträchliche Menge, wie zum Beispiel vor drei Jahren, so muss der Schnee zum Teil auch abtransportiert werden. Das habe auch mit dem Sicherheitsaspekt zu tun: «Wir können zum Beispiel bei Kreuzungen nicht immer mehr Schnee auftürmen. Das verengt zum einen die Fahrbahn und beschränkt zum anderen die Sicht», so René Wernli. Dann werden die Schneemengen mit Lastwagen weggefahren – und in die Dünnern oder Aare gekippt. Dafür gebe es aber ganz genaue Vorschriften. «Ab dem Tag des Schneefalls darf man es noch ein bis zwei Tage ins öffentliche Gewässer lassen», so René Wernli weiter. Anschliessend müsse der Schnee auf einen Platz aufgeschüttet werden, da er zu stark mit Abgasen oder Strassenabrieb verschmutzt sei.
Schau dir im Archiv-Beitrag vom 2021 an, wie die Werkhof-Mitarbeitenden in Olten aufgrund der immensen Schneemassen alle Hände voll zu tun hatten:
Quelle: TeleM1
Bis zu 35 Personen im Einsatz
Doch wie funktioniert die Personalplanung bei einer solch wetterabhängigen Arbeit überhaupt? Von November bis März ist der Werkhof für jedes Schneechaos quasi allzeit bereit. «Pro Woche hat jeweils eine Gruppe aus 13 bis 15 Personen Pikett. Das sind dann die ersten, die in der Nacht bei Schneefall ausgelöst werden», erklärt René Wernli. Sie würden bis um 7 Uhr morgens arbeiten, bis dann der Rest der Belegschaft dazukommt. Je nach Schneefall sind dann bis zu 35 Personen im Einsatz.
Von Vorurteilen und Dankbarkeit
«Ah Überraschung, ist ja klar, dass im Winter Schnee fällt. Wieso wirkt es immer so, als wäre niemand darauf vorbereitet?» Solche Aussagen hört man bei Schneefall immer wieder – sei es bezogen auf die schneebedeckten Strassen, die möglichst schon geräumt sein sollten, bevor es schneit oder bezogen auf die Verspätungen der öffentlichen Verkehrsmittel. Dass hinter der ganzen Arbeit aber viel Planung steckt, darüber machen sich die meisten wohl wenige bis gar keine Gedanken. Zur Tätigkeit des Werkhofs gehört auch, dass auf verschiedenen Kanälen ständig beobachtet wird, wie das Wetter wird.
«Wir gehen nicht am Abend ins Bett, stehen morgens auf und denken ‹ups›. Sondern wir schauen im Voraus, was passieren kann», stellt sich René Wernli den Vorurteilen entgegen. Er sieht zusätzlich eine Problematik darin, dass die Leute heutzutage auch ein wenig andere Ansprüche haben als früher. «Unsere Grosseltern waren sich noch gewohnt, dass der Winter Einzug hält und hatten die entsprechenden Schuhe. Heute habe ich das Gefühl, dass die Leute vom Quartier aus mit ihren Büroschuhen trockenen Fusses an den Bahnhof spazieren möchten», erzählt René Wernli.
Doch die Mitarbeitenden des Werkhofs erfahren auch viel Dankbarkeit für ihre Arbeit. «Das geht soweit, dass dem ein oder anderen manchmal sogar ein kleines Trinkgeld zugesteckt wird», so René Wernli. Und so wird die anstrengende Arbeit – wie in vielen anderen Bereichen auch – von den dankbaren Menschen getragen. Auf dass in diesen kühlen, frostigen und schneereichen Wintertagen möglichst alle sicher an ihr Ziel gelangen.
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.