Kanton Aargau muss Programm für Brustkrebs-Vorsorge anbieten
Der Regierungsrat wurde verpflichtet, ein Programm nach Vorgaben des Bundes einzurichten. Alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren sollen zur Mammographie eingeladen werden.
Die Kosten für die Vorsorgeuntersuchung werden dann von den Krankenversicherungen übernommen und sind von der Franchise befreit. Es geht um Kosten von rund 170 Franken pro Untersuchung.
Alle Frauen ab 50 Jahren sollten von der systematischen Vorsorge profitieren können, hiess es in der Motion. Alle Aargauer Frauen sollten die gleichen Möglichkeit erhalten. Acht Grossrätinnen von allen im Parlament vertretenen Parteien hatten die Motion eingereicht.
Regierungsrat warnt vor Kosten
Der Regierungsrat wollte von der Forderung nichts wissen. Gesundheitsdirektorin Franziska Roth (SVP) wies vor allem auf die hohen Kosten für den Aufbau der Brustkrebsvorsorge-Programms hin. Es gehe um einige 100'000 Franken pro Jahr. Diese Kosten seien «ein gewichtiger Ablehnungsgrund».
Roth wies zudem darauf hin, die Nutzen der Screening-Programme würden auch unter Fachleuten kontrovers diskutiert. Der Rückgang der Brustkrebssterblichkeit in den vergangenen Jahren sei nicht auf das Mammografie-Screening zurückzuführen. Die Diagnosen und der therapeutische Fortschritt hätten dazu geführt.
«Es geht um Menschen»
In der engagiert geführten Debatte über die Motion meldeten sich ausschliesslich Grossrätinnen zu Wort. «Es geht nicht um Zahlen, es geht um Menschen», sagte Anna Andermatt (SP). Im Aargau werde bei 450 Frauen pro Jahr Brustkrebs diagnostiziert.
Martina Sigg (FDP) sagte, die Vorsorgeuntersuchung bringe Verbesserungen und senke letztlich die Gesamtkosten. Die frühzeitige Erkennung von Krebs sei wichtig. «Krebs wartet nicht auf lange politische Prozesse», betonte Ruth Müri (Grüne). Auch Grossrätinnen aus den Reihen der EVP und CVP setzten für die Motion ein.
Gegen den Ausbau des Programm sprach sich die SVP-Fraktion aus. Marlis Spörri sagte für ihre Partei, die Vorsorgeuntersuchung führe auch zu falsch-positiven Befunden. Verunsicherungen und ungerechtfertigte Behandlungen seien die Folgen. Der Nutzen solcher Untersuchungen sei bei Fachleuten umstritten.
Ein Screening-Programm zur Brustkrebsfrüherkennung kennen unter anderem bereits die Kantone St. Gallen, Graubünden, Basel-Stadt sowie das Tessin und die Westschweiz.
Anliegen seit 10 Jahren hängig
Auf der politischen Bühne ist das Thema im Aargau bereits seit zehn Jahren pendent. Der Grosse Rat hatte im März 2007 ein Postulat der heutigen SVP-Nationalrätin Sylvia Flückiger-Bäni stillschweigend überwiesen.
Damit wurde der Regierungsrat aufgefordert, ein Screening-Programm zu prüfen. Der Regierungsrat erklärte sich vor mehr als zehn Jahren bereit, «das Thema eines Brustkrebsfrüherkennung-Programms zur gegebenen Zeit eingehend zu prüfen und bei Bedarf die erforderlichen Schritte in die Wege zu leiten».